Das Jahr 2020 hat uns alle herausgefordert. Die Corona-Pandemie hat die Welt von einem Moment auf den anderen in einen Ausnahmezustand versetzt. Nach den jüngsten Meldungen über die Entwicklung erster Impfstoffe blicken wir heute wieder optimistischer auf das Jahr 2021.
Als wir Sie im März dieses Jahres über die unmittelbaren Maßnahmen bei WINGAS zu Beginn der Pandemie informiert haben, konnten wir nicht absehen, wie lange uns dieses Thema noch begleiten wird. Seither mussten wir neue Wege der Kommunikation – sowohl in unserem Arbeitsalltag als auch in der Zusammenarbeit mit unseren Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern – etablieren.
An dieser Stelle möchten meine Kolleginnen, Kollegen und ich uns bei Ihnen für das uns entgegengebrachte Vertrauen bedanken, auch wenn der persönliche Kontakt in diesem Jahr leider weitgehend ausbleiben musste. Trotz der vielen gemeinsam zu bewältigenden Herausforderungen ist es uns gelungen, unsere Geschäftsbeziehungen gut und erfolgreich fortzuführen. Ich freue mich in diesen Zeiten besonders über die sehr konstruktive und vielfach langjährige Zusammenarbeit mit Ihnen, aber auch darüber, dass wir neue Kundinnen und Kunden bei WINGAS begrüßen können!
Eine stabile Energieversorgung und die hier tätigen Unternehmen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählen zu den Eckpfeilern der Wirtschaft und für das gesellschaftliche Leben. Was dabei Erdgas während der bisherigen Monate der Pandemie zur Versorgungssicherheit beigetragen hat, können Wind, Wasser und Sonne auf absehbare Zeit nur bedingt leisten. Der Erdgasanteil in der Stromerzeugung steigt, und gerade Strom ist in Krisenzeiten essenziell zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Infrastruktur, beispielsweise in Krankenhäusern und zur Kommunikation.
Vor uns liegt jetzt die große Aufgabe, die durch die globale Pandemie ausgelöste Krise möglichst schnell zu überwinden. Dennoch darf es beim Klimaschutz keinen Stillstand geben. Dabei können Dekarbonisierung und Erdgasnutzung Hand in Hand gehen. Ein Meilenstein in Deutschland – auch für Erdgas – ist der in diesem Jahr erfolgte Start der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS). Diese schafft den Rahmen für die wirtschaftliche und nachhaltige Erzeugung, den Transport und die Nutzung von Wasserstoff. Allerdings kann der stark wachsende Bedarf nur zu einem geringen Anteil durch inländische Erzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien („grüner Wasserstoff“) gedeckt werden.
Eine mögliche Lösung liegt in einem technologieoffenen Ansatz: Wasserstoff aus Erdgas („türkiser Wasserstoff“) mithilfe der Methanspaltung (Methanpyrolyse). In diesem Verfahren sehen viele Experten – zusätzlich zur Erzeugung aus erneuerbaren Energien – das Potenzial für eine Schlüsseltechnologie. Gemeinsam mit anderen Unternehmen und Verbänden der Erdgasbranche setzt sich WINGAS für Technologieneutralität bei der Wasserstofferzeugung ein, um der ökonomisch wie ökologisch richtungsweisenden Technologie Methanpyrolyse eine faire Chance zu verschaffen.
Ein weiterer wichtiger Schritt hin zu mehr Klimaschutz steht bereits zu Beginn des neuen Jahres auf der Agenda. Mit Start des neuen nationalen Emissionshandelssystems (nEHS) zum 1. Januar 2021 tritt ein zentrales Element des neuen Bundes-Klimaschutzgesetzes (KSG) in Kraft. Durch eine schrittweise Verteuerung fossiler Brennstoffe sollen die Verbraucher zusätzliche Anreize für mehr Energieeffizienz erhalten. WINGAS ist als „Inverkehrbringer“ von Erdgas dafür verantwortlich, die CO2-Emissionsberechtigungen für die eigenen Gaslieferungen zu erwerben und die Kosten an die Kunden weiterzureichen. Ausnahmen gelten nur dort, wo Erdgas in Anlagen zum Einsatz kommt, die bereits dem europäischen Emissionszertifikatehandel unterliegen.
Mit Spannung blickt der Erdgashandel aber auch noch aus einem anderen Grund auf das neue Jahr. Voraussichtlich zum 1. Oktober 2021 erfolgt die Marktgebietszusammenlegung, bei der aus den beiden deutschen Gasmarktgebieten NetConnect Germany (NCG) und GASPOOL Balancing Services (GASPOOL) ein einziges Marktgebiet wird: der Trading Hub Europe (THE). Deutschlandweit agierende Marktteilnehmer erhoffen sich von den zukünftig einheitlichen Regelungen, dass Prozesse vereinfacht und somit Kosten eingespart werden können.
Eine gute Nachricht ist, dass Erdgas nicht nur in Krisenzeiten weltweit ein wichtiger Energieträger ist und bleibt. Das bestätigt der kürzlich erschienene World Energy Outlook (WEO) 2020 der International Energy Agency (IEA). Die IEA erwartet bei Erdgas für 2020 weltweit nur einen leichten Nachfragerückgang, bei anderen Energieträgern wie Öl oder Kohle ist dieser deutlich gravierender. Doch schon für 2021 wird mit einer schnellen Erholung gerechnet. Und auch für die nächsten Jahrzehnte gibt der WEO Anlass zum Optimismus – die weltweite Nachfrage nach Erdgas wird weiter steigen.
Wir sehen: Erdgas ist und bleibt eine relevante Ressource – ob als Eckpfeiler der Versorgungssicherheit oder als „Kraftstoff“ für die Energiewende. Wichtig ist, dass Entscheider technologieoffen agieren, damit unser klimafreundlicher, bezahlbarer und technologisch vielseitig einsetzbarer Energieträger auch zukünftig seinen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele und bei der Versorgungssicherheit in Deutschland, Europa und der Welt leisten kann.
Jetzt steht das Weihnachtsfest vor der Tür. Damit gilt es für uns am Ende eines besonderen Jahres auch einmal innezuhalten. Ich wünsche Ihnen besinnliche und erholsame Weihnachtsfeiertage – kommen Sie gesund in das neue Jahr!
Mit meinen Kolleginnen und Kollegen freue ich mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Ihnen in 2021.
Ihr
Matthias Peter